Mahnwache für den Atomausstieg

Umwelt

Auf der montäglichen Mahnwache für den Atomausstieg am Freisinger Marienplatz darf jeder loswerden, was ihn bewegt.
Am Montag 28.03.11 habe ich auch etwas gesagt ...

Liebe Bürgerinnen und Bürger aus Freising und Umgebung,
liebe Freunde und Befürworter des Atomausstiegs,

als die Welt 1979 kurz vor dem GAU in der Atomanlage in Harrisburg in den USA stand, war ich knapp 15 Jahre alt.
Ich habe da was mitbekommen, ohne damals die Dimension des Ereignisses zu erfassen. Und in meiner Erinnerung ist diese Beinahe-Katastrophe von einem Großteil der Menschen in Deutschland und anderswo schlicht verdrängt worden.

Atompolitisch wachgerüttelt worden bin ich durch persönliche Betroffenheit.
Ich bin bei Regensburg aufgewachsen und 60 km nördlich von Regensburg wurde Anfang der 80er Jahre die WAA Wackersdorf geplant.
Ich begann, mich mit der Kernkraft, ihren Technologien, ihren Chancen und ihren Risiken auseinanderzusetzen.
Und bei aller technischen Faszination, die von der Kernkraft ausgehen mag, überwogen für mich die Risiken – ihre tödliche Zerstörungskraft, ihre unheimliche und nicht fassbare Gefahr, ihre Unbeherrschbarkeit.
Wenn man ein Risiko politisch und gesellschaftlich nicht verantworten kann, weil es nicht kalkulierbar und in letzter Konsequenz tödlich ist und weil es den nachfolgenden Generationen schier nicht erträgliche Folgelasten aufbürdet, dann darf man es nicht eingehen – nie und nimmer!
Aus meiner diffusen Ablehnung wurde bewusste Gegnerschaft – und der Super-GAU von Tschernobyl konnte meine Gegnerschaft nur verstärken.

Tschernobyl war ein erster großer Wendepunkt.
Die Anti-Atompolitik war nicht mehr nur Thema der Latzhosenträger und Birkenstock-Beschuhten, der Pulli-Stricker und Langhaarigen, der Müslis und Träumer von der besseren Welt – die Anti-Atompolitik wurde Bestandteil des gesellschaftlichen Bewusstseins und fand Eingang in die politische Überzeugung und Programmatik nicht nur einer Partei.

Der gesellschaftliche Bewusstseinswandel führte in den Atomkompromiss des Jahres 2000.
Begrenzte Laufzeiten der Atommeiler und der Einstieg in eine Energiewende, in den Ausbau der erneuerbaren Energien.
Das war nicht nur umwelt- und energiepolitisch eine Wende – es war auch technologisch und gesellschaftspolitisch eine tiefgreifende Wende!
Deutschland setzte endlich auf Energiequellen, die zukunftsträchtig und nachhaltig waren, die den nachfolgenden Generationen keine kaum bezahl- und bezähmbaren Altlasten hinterließen und die echten technologischen Fortschritt und daraus resultierend wirtschaftliche Stärke versprachen.
Und in Deutschland war die Macht der großen Energiekonzerne wirksam beschränkt worden – jahrzehntelang hatten sich Bundes- und Landesregie-rungen deren Willen unterworfen, doch nun hatte man sich, freiheitskämp-ferisch formuliert, aus deren Joch befreit.

Dann kam der sogenannte "Herbst der Entscheidungen" 2010 – ich habe es ja lange nicht geglaubt, dass die Bundesregierung es wirklich tun würde, weil es etwas Selbstmörderisches hatte.
Als die Verlängerung der Atomlaufzeiten tatsächlich beschlossen wurde, hat mich das nicht nur politisch geärgert, es hat mich auch geschmerzt, denn es war ein so unnötiger Schritt, der drohte, uns um Jahre zurückzuwerfen. Und ein Schritt, der uns auch bedrohte, wenn man den unzureichenden Sicherheitszustand der deutschen Altmeiler betrachtet.

Es musste erst wieder zu einer Katastrophe kommen, diesmal in einem In-dustriestaat, einer Hochtechnologienation, einem als hochverlässlich eingeschätzten Land der Ingenieurskunst.
Die Kernschmelze von Fukushima scheint der übergroßen Mehrheit der Menschen endgültig die Augen geöffnet zu haben.
Es ist bitter, dass es erst der Strahlen-Opfer in Japan bedurfte (und es ist zu befürchten, dass ihre Zahl dramatisch steigen wird), um in Deutschland dem Wunsch nach einer echten und dauerhaften Energiewende zum Durchbruch zu verhelfen.

Damit es bei diesem Durchbruch bleibt, damit dieser Durchbruch politisch und gesellschaftlich unumkehrbare Gestalt annimmt, sind wir hier zur Mah-nung versammelt.
Diese Mahnung an die realen und die potenziellen Opfer ist auch Auftrag:
- Wir müssen den Menschen nahebringen, dass wir nicht locker lassen dürfen.
- Wir müssen den Menschen nahebringen, dass die Versorgung mit sauberer Energie mit Umgestaltungen verbunden sein wird.
- Wir müssen den Menschen nahebringen, dass es dazu neuer Windkraftanlagen und Solarstromanlagen, neuer Speicherwerke und Stromleitungen bedarf.
- Das Gedenken und die Mahnung sind unser Auftrag, die Menschen mitzunehmen in der Energiewende.

Und die Energiewende ist nicht nur eine Wende von oben.
Hubert Weiger vom BUND hat am Wochenende gesagt: "Wir brauchen die Tat von unten."
Der Atomausstieg beginnt beim Stromkauf und beim Stromsparen.
Der Atomausstieg beginnt bei uns Bürgern.

 
 

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